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Aktionstag 1. Mai - Bilanz zur weiblichen Erwerbstätigkeit und strukturelle Interventionen nach der Pandemie notwendig

Einer Studie zufolge sind die Auswirkungen der Pandemie auf Frauen größer als auf Männer, und die größte Lücke klafft auf dem Arbeitsmarkt. Morandini: „Der Post-Covid Aufbau ist eine einzigartige Gelegenheit, die Gleichstellung zu einer Grundvoraussetzung zu machen.“

Seit 1919 gesetzlicher Feiertag, wurde der erste Mai im Jahre 1889 vom Gründungskongress der „Zweiten Internationalen“ als Kampftag der Arbeiterbewegung proklamiert. Damals ging es hauptsächlich um die Reduzierung der Arbeitszeiten. So wurde z. B. bereits 1855 in Australien „Acht Stunden Arbeit, acht Stunden Erholung, acht Stunden Schlaf“ gefordert. Seinem Ursprung als Tag für den Kampf für die Rechte von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern und zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen ist er treu geblieben.

„Der 1. Mai bietet die Möglichkeit auf ungleiche Arbeitschancen und -bedingungen aufmerksam zu machen. So dient er auch dazu, einen Fokus auf die Konsequenzen der Pandemie auf die weibliche Erwerbsarbeit zu legen“, so Gleichstellungsrätin Michela Morandini. Bereits seit Beginn der Pandemie warnen Expertinnen und Experten vor den negativen Auswirkungen derselben auf die weibliche Erwerbsarbeit. Erste sozio-ökonomische Analysen bestätigen dies. Sie legen nahe, dass sich die Kluft zwischen Integrierten und Nicht-Integrierten, zwischen Arm und Reich, zwischen jenen die all ihre Rechte ausleben können und jenen, die jeden Tag schlechtere Bedingungen am Arbeitsplatz vorfinden, generell ausweitet. Dies trifft auch auf die weibliche Erwerbstätigkeit zu. Die Wissenschaftlerinnen Deborah Russo und Enzamaria Tramontana haben dies in ihrer Studie über die Auswirkungen der Pandemie auf die Frauen nachgewiesen. Sie konnten bestätigen, dass die Auswirkungen der Pandemie auf Frauen generell größer sind, im Bereich der Erwerbstätigkeit ist dabei der größte Gap zu verzeichnen. Die Gründe liegen, laut den Expertinnen darin, dass die Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus härter jene Bereiche getroffen haben, in denen es eine hohe weibliche Beschäftigungsquote und eine geringe Rate an Telearbeit gibt, wie Tourismus und Gastgewerbe. Parallel dazu haben Frauen in höherem Ausmaß Betreuungs- und Pflegearbeiten, aufgrund der Schließung der Bildungs- und Betreuungseinrichtungen, übernommen. Langfristig hat sich die daraus resultierende  Planungsunsicherheit bei Frauen direkt auf die Arbeitsplanung ausgewirkt. Dabei muss unterstrichen werden, dass ein Ungleichgewicht in wesentlichen Indikatoren zur Gleichstellung bereits vor der Pandemie bestanden hat. „Geringere Löhne, höhere Anzahl an prekären Arbeitsverhältnissen, schlechtere Chancen für den professionellen Aufstieg, zum Großteil Übernahme unbezahlter Familien- und Betreuungsarbeit durch Frauen haben bereits vor der Pandemie zu Ungleichheiten am Arbeitsmarkt geführt“, so Gleichstellungsrätin Morandini. Laut den zwei Forscherinnen war diese ungleiche und schwächere Ausgangsposition einer von zwei Gründen für die stärkere Auswirkungen der Pandemie auf die weibliche Erwerbstätigkeit. Der zweite Grund, liegt nach Russo und Tramontana darin, dass die Staaten keine adäquaten Abfederungsmaßnahmen und Programme in Bezug auf die negativen Folgen der Pandemie auf vulnerable Gruppen am Arbeitsmarkt, umgesetzt haben. Und genau hier muss für die Gleichstellungsrätin angesetzt werden. „Der Post-Covid Aufbau ist eine einzigartige Gelegenheit, nicht nur den Rückgang in der Gleichberechtigung der Geschlechter auszugleichen, sondern Gleichstellung als Grundvoraussetzung für eine ausgeglichene, gerechtere und resilientere Gesellschaft zu nutzen. In allen Aufbauprogrammen ist Geschlechtergleichheit ein primäres Ziel. Nun müssen diese Gelder in strukturelle Veränderungen investiert werden. Dabei müssen die Staaten Frauen paritätisch in die Erarbeitung der Programme einbeziehen“, fordert Morandini.

GSR

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